Mit der Ruhe der altehrwürdigen Elfenstadt Vinlanda ist es vorbei, als eine Unmenge Taublasen auf sie zugeflogen kommt. In jedem dieser runden Flugobjekte sitzt ein kleines, neugeborenes Elfenkind. Die Blasen zerplatzen im Sonnenlicht - nur eine Seifenblase tobt über die Wiese: In ihr sitzt das Elfenmädchen Taty, das den superfesten Tauballon durch Treten und Boxen zum Platzten bringen will. In Natascha Sturms bezauberndem Kinderbuch „Taty und Paul“ erleben die Leser diese kleine Elfe der etwas anderen Art in zahlreichen haarsträubenden Abenteuern.
Und während die anderen Elfenkinder fürsorglich von Feen in die Elfenstadt geleitet werden, zerplatzt die Seifenblase der kleinen Taty nach einem energischen Fußtritt schließlich direkt über dem Netz einer latent hungrigen Spinne. Die gefürchtete Spinne Ambrosia und die winzige Taty beäugen sich kurz kritisch, dann gibt die Elfe dem Riesentier einen klaren Befehl. Ein derart unverschämtes Wesen hat Ambrosia noch nie in ihrem schönen Netz gehabt. Zum Glück erscheint Tatys zukünftige Schulleiterin, die Fee Phinella, höchstpersönlich, um den Mini-Ausreißer einzusammeln.
Turbulenter Unterricht
So turbulent wie der Start gestaltet sich auch das weitere Leben der lebenslustigen, eigenwilligen Taty: Anstatt sich in die Schar der anderen Elfen einzureihen und fleißig Pflanzenkunde zu studieren, sucht Taty die Freundschaft eines Zwergenkindes und eines kleinen Steinwesens. Da sich die magischen Wesen, die Vinlandas Schule besuchen, den Unterricht nach Eigeninteresse frei auswählen dürfen, geht das Elfenkind mit den Wassermännern an den Bach, um Fische fangen zu lernen. Doch klein und zart wie sie ist, kann sie den gejagten Fisch nicht an Land ziehen, sondern saust an seine Schwanzflosse geklammert im Sturmflug über das Bächlein. Was alle Wassermänner natürlich mächtig beeindruckt!
In ihrere Freizeit erforscht Taty mit ihren nicht minder abenteuerlustigen Freunden die alte Fabelstadt, wobei die Drei prompt einen Geheimgang in die Menschenwelt entdecken. Jetzt hat Taty etwas gefunden, was sie total spannend findet: Menschenkunde. Sie bittet vor dem Ältestenrat darum, einige Zeit bei der Spezies Mensch verbringen zu dürfen. Die ehrenwerte Fee Phinella begleitet Taty daraufhin höchstpersönlich nach Sachsen, wo das siebenjährige Menschenkind Paul gerade am Verzweifeln ist.
Nordlicht in Sachsen
Der Junge, der bisher mit seinen Eltern am Meer gelebt hat, ist mit seiner Familie in das alte Haus seiner Großmutter in einer sächsischen Kleinstadt gezogen. Alles ist fremd für das kleine Nordlicht, er vermisst seine Heimat und hat Angst vor den neuen Kindern mit ihrer (in seinen Ohren) „merkwürdigen“ Sprache und den Gedanken an die neue Schule findet er auch nicht gerade beruhigend. Diesem Menschenkind soll die mutige kleine Elfe helfen.
Die Kontaktaufnahme gestaltet sich etwas schwierig, denn Paul kann es nicht fassen, dass er auf einmal eine echte Elfe sehen kann! Doch bald freunden sich die Beiden an, und die energische Taty mischt sich ordentlich in Pauls doch recht ruhiges Leben ein. Sie hilft ihm dabei, neue Bekanntschaften zu finden und begleitet den Jungen bald in seine neue Schule.
Den Umweltsündern auf der Spur
Die Menschenschule findet Taty aber noch langweiliger als ihre eigene, daher geht sie dazu über, mit ihren Elfenkräften ein wenig Schabernack zu treiben. So schneit es auf einmal in den Schulfluren und die Bucheckern schlagen Saltos, bis Paul genug von den Streichen hat: Er als neuer Schüler gerät nämlich unter Verdacht.
Taty ist natürlich beleidigt ob ihres Schulverweises durch Paul, doch zum Schmollen hat sie keine Zeit, denn ein befreundeter Zwerg klagt über eine heimliche Umweltverschmutzung, die die Landschaft und seine schöne Wohnung vergiftet. Taty bittet Paul und seine Schulfreunde um Hilfe: Gemeinsam wollen sie die Umweltsünder ertappen und Beweisfotos machen. Doch die gut geplante Aktion läuft gründlich schief und das kleine Detektivteam gerät in schreckliche Gefahr...!
Starke kleine Helden!
Natascha Sturm ist mit ihrem Debütroman eine wirklich magische Geschichte gelungen, mit einer energischen kleinen Elfe, die unbeirrt ihren eigenen Weg sucht, und einem verzagten Jungen, der sich seinen Ängsten stellt und schließlich selbstbewusst in sein neues Leben starten kann. Die Geschichte strahlt eine ganz eigene Gemütlichkeit und Ruhe aus: Da werden kleine Zwergenhöhlen, Feennester und magische Speisen so genau beschrieben, dass sich die Kinder alles bildlich vorstellen können. Der Phantasie auf die Sprünge helfen die wirklich zauberhaften Illustrationen von Juliane Wedlich, die durch ihre ganzseitige Hochglanzoptik zum hochwertigen Gesamteindruck des Buches beitragen.
Die Autorin holt in diesem Roman die Kraft der Magie und der Natur zurück in die hektische Neuzeit und lässt sie ihre Macht entfalten.Der richtige Lesegenuss für Herbsttage mit Regen und Sturm, zum Vorlesen - oder auch Selberlesen für die geübten Leser ab Ende der zweiten Klasse.
Die Autorin und Verlegerin
Die 1967 in Kassel geborene Natascha Sturm machte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Heilpraktikerin, wobei ihr spezielles Interesse auf der Pflanzenheilkunde lag. Die Autorin begann mit dem Schreiben schon während ihrer Schulzeit. 2015 gründete Natascha Sturm ihren eigenen Verlag, in dem auch ihre Elfengeschichte erschien. Die Verlegerin lebt mit ihrer Familie in Görlitz.
Die Illustratorin
Juliane Wedlich, die die wirklich zauberhaften Zeichnungen zu „Taty und Paul“ angefertigt hat, lebt als freischaffende Grafikerin und Illustratorin in ihrer Heimatstadt Görlitz.
Natascha Sturm, Taty und Paul: Die fantastischen Abenteuer eine Elfe, empfohlen für Kinder von 5 bis 11 Jahren, erschienen 2018 im Neissuferverlag, 256 Seiten, 14,95 Euro