Verschollen im Dschungel Guatemalas! Malon Meerpol sitzt kurz vor seinem zwölften Geburtstag ratlos im Garten: Sein Vater, der mit einem Archäologen-Team in einer alten Mayastadt unterwegs war, ist beim Erforschen einer verfallenen Tempelanlage spurlos verschwunden. Doch in dem neuen Kinder- und Jugendroman „Malon Meerpol: Mayapán“ von Laura Hari erhält der Junge Malon überraschend Hilfe, als er ein geheimnisvolles Blaues Buch in einer Baumhöhle im Stamm einer uralten Platane entdeckt.
Vorsichtig angelt der Junge das Buch aus dem Baumstamm und bewundert seinen Schatz: Der Einband besteht aus tiefblauem Leder mit goldenem Rand. Doch als er das Buch aufschlägt, ist die Enttäuschung groß: Es gibt keine Schrift, das Werk ist komplett leer!
Während sein Vater auf seinen Forschungsreisen unterwegs ist, lebt Malon allein in einer alten Villa auf dem Land. Seine Mutter verstarb, als er ein Jahr alt war, die Großmutter Mia kümmert sich um den Jungen, wenn der Vater abwesend ist. Sie organisiert auch die Feier zu Malons zwölftem Geburtstag, zu der seine vier besten Freunde vorbeikommen wollen, um gemeinsam die Geburtstagstorte zu verschmausen und eine abenteuerliche Nacht am Lagerfeuer zu verbringen.
Im alten Mayatempel
Doch als Malon nachts bei Mondenschein nochmals einen Blick auf das Blaue Buch wirft, scheint es von innen heraus zu leuchten. Auf einmal entstehen Schriftzeichen auf den leeren Seiten, die Malon sofort in ihren Bann ziehen. Er liest den abenteuerlichen Bericht eines anderen zwölfjährigen Jungen, eines Mayajungen, der sich aufmacht, einen alten Tempel zu untersuchen, unter dem sich eine verborgene Stadt befinden soll. Malon begreift schnell, dass der Junge in dem geheimnisvollen Blauen Buch in genau der Tempelanlage auf der Halbinsel Yucatán unterwegs ist, in der auch Malons Vater verschollen ist. Nur spielt die Geschichte im Blauen Buch in einer vergangenen Epoche, etwa im Jahre 300 n.Chr.
Reise in einer unbekannten Dimension
Malon ist fasziniert und entsetzt zugleich. Er versucht, in jeder freien Minute zu lesen und empfindet seine eigene Geburtstagsfeier (zunächst!) eher als störende Unterbrechung. Er begibt sich mit Maayan, dem Held des magischen Blauen Buches, durch einen vergessenen Geheimgang in die geheimnisumwobene Muschelstadt. Doch der junge Maya landet nicht nur in einer fremden Stadt, sondern in einem völlig anderen Raumzeitgefüge: in der Dimension Mayapán. Hier regieren die hochentwickelten Fledermausmenschen, die versuchen, in Harmonie mit der Umwelt zu leben. Doch durch die Kriege der Menschheit ist im Reich eine Krise ausgebrochen: Der weise Herrscher Hunabku ist erkrankt, und die Bewohner Mayapáns sehen in dem Mayajungen Maayan den Retter, der als einzige in der Lage ist, dem großen Weisen die lebenswichtige Medizin zu besorgen.
Mit zwei Bewohnern Mayapáns macht sich der Junge auf die Reise ins Unbekannte: seine Gefährten sind ein weißhaariges, affenähnliches Wesen namens Diri sowie die Riesenlibelle Anax, die sich den beiden Suchern als landesüblicher Helikopter zur Verfügung stellt. Die Suche nach der heilenden Medizin führt die drei Freunde durch ein grausiges Nebelgebirge, durch das gefährliche Land des Vergnügens und über eine Wüste, die sich auf Annexionskurs befindet...
Malon liest zunehmend gefesselt und fiebert gemeinsam mit dem Mayajungen dem Erfolg der Reise entgegen - zumal er immer mehr versteht, wie wichtig diese Geschichte für seine eigene Gegenwart und Zukunft ist ...!
Abenteuer und Fantasy
Wer Laura Haris blaues Jugendbuch mit dem goldenen Rand aufschlägt, landet in einem turbulenten Fantasy-Abenteuer der Extraklasse. Die Story ist voller Informationen aus dem Leben zu Zeiten der großen Maya-Kultur im fernen Yucatán . Zusätzlich hat die Autorin eine gewaltige Phantasiewelt erschaffen, in die die jungen Leser nur zu gerne eintauchen werden. Doch die Geschichte lädt auch zum Entdecken vieler Lebensweisheiten ein, die in den allegorisch präsentierten Reiseerlebnissen geschickt verpackt sind. So können die Kinder und Jugendlichen etwa den Ratschlag dechiffrieren, sich selbst und ihre Ziele im ach so herrlichen Land des ewigen Vergnügens nicht aus den Augen zu verlieren. Ein Ratschlag, so zeitlos wie die ganze Dimension Mayapán!
Laura Hari - die schon als vierzehnjähriges Mädchen das Bild einer alten Dame derart akribisch nachgezeichnet hat, dass ihre Eltern nicht glauben wollten, dass sie es selbst gemalt hatte - ist sowohl als Künstlerin als auch als Schriftstellerin eine Meisterin der detaillierten, exakten Beobachtung und Wiedergabe. Ihr Roman ist eine bis in das kleinste Flügelteilchen der Libellenwesen durchdachte Fantasy-Geschichte, die sie mit vielen selbstgefertigten, schwarzweißen Fineliner-Zeichnungen stilvoll präsentiert.
Fazit: Ein Fantasy-Abenteuer de luxe, so präzise wie die Zeichnungen alter Meister!
Die Autorin und Illustratorin
Laura Hari, 1982 geboren, wuchs in Brandenburg auf und begeisterte sich schon früh für Bücher und Kunst. 2018 erschien ihr Kinder-Bilderbuch mit dem originellen Titel „Der Tag, an dem ein Delphin-Zebra-Schmetterling vom Papier verschwand“. Laura Hari studierte Bildende Kunst und Humanmedizin und arbeitet heute als Ärztin, Künstlerin und Schriftstellerin.
Laura Hari, Malon Meerpol: Mayapán, erschienen 2020 im Autumnus Verlag, empfohlen für Kinder und Jugendliche von 8 bis 15 Jahren, 146 Seiten, 16,90 Euro