In dem alten Seefahrer-Städtchen Holtenau - heute ein Stadtteil von Kiel - wird seit kurzem wieder so schön Seemannsgarn gesponnen, dass sogar der Klabautermann mächtig beeindruckt ist. Und diese neuen Geschichten von leuchtenden Büchertürmen und Meeres-Grotten voller Geheimnisse dichtet kein alter Seebär, sondern eine junge Mutter, die ihre Bücher stolz im Self-Publishing herausbringt: die Kinderbuchautorin Lea Funke. Claudia Diana Gerlach sprach mit der Schriftstellerin, bei der ein unglaublicher Einfall den nächsten jagt, über norddeutsche Phantasiewelten und die Tücken der Selbstvermarktung.
Im Anschluß an diesen Artikel gibt es Links zu der Rezension von Lea Funkes erstem Mystery-Fantasy-Roman. sowie dem YouTube-Kanal der Autorin. Außerdem haben wir von der Autorin eine Leseprobe ihres noch nicht bestellbaren neuem Romans "Jack Bones - Der Pfauenastronaut" zugeschickt bekommen: eine Lesepremiere!
Liebe Lea, die Geschichten in Deinem Kinderbuch „Farvenland“ klingen so norddeutsch vertraut und dabei zugleich absolut phantasievoll. Ist Dir das Schreibtalent in die Wiege gelegt worden? Bist Du mit Fantasy- und Märchengeschichten samt der echten Prise Seemannsgarn aufgewachsen? 😊
Ja, so könnte man es sagen! Ich habe schon immer gebannt fantastischen Geschichten gelauscht, besonders mit Bezug zum Meer. Und der kleine Ort Kiel-Holtenau, in dem ich heute lebe, inspiriert mich tagtäglich. Dort begegnet man vielen joggenden, ehemaligen Seemannsleuten mit langen grauen Bärten. Das ist für mich pure Abenteuerlust, das ist das Seemannsgarn, das ich für meine Geschichten brauche!
Meine Eltern sind beide kreativ und kommen ursprünglich aus Norddeutschland – somit habe ich das Nordische sowie das Künstlerische wohl schon im Blut. Und seit meiner Kindheit weiß ich, dass mein besonderes Talent das Schreiben ist.
2. Du sprichst auf Instagram und Deinem neuen YouTube-Kanal offen über Dein Leben. Wie würdest Du Deinen Lebenslauf komprimiert schildern?
Die Überschrift für meinen Lebenslauf könnte lauten: ›Eine romantische Träumerin, die seit ihrer Kindheit ganz genau weiß, was sie will, wird erwachsen, erfährt, dass nicht alles wie im Märchen ist, scheitert mehrmals, gerät ins Wanken und verliert ihre Träume aus den Augen.‹
Nachdem ich von meiner Heimat Hürth (bei Köln) in den Norden gezogen bin, war ich jahrelang auf der Suche nach der großen Liebe und dem richtigen Beruf – mit vielen Niederschlägen. Doch meine Geschichte hat ein Happy End: Ich habe meine Ziele mit Ende zwanzig wiedergefunden, bin nun seit vielen Jahren glücklich verheiratet, Mutter und Selfpublisherin im Bereich Fantasy :-).
3. Auf YouTube erzählst Du davon, dass Du Dein Psychologie-Studium abgebrochen hast, um Dich ganz auf das Schreiben konzentrieren zu können und „eigene Welten zu kreieren“. Wie denkst Du heute über diese Entscheidung?
Ganz ehrlich? Es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Ich habe es noch nie bereut, nicht eine Sekunde lang. Ich würde es jederzeit wieder so machen, denn nun lebe ich meinen Traum und tue das, wofür mein Herz schlägt. Auch wenn der Weg manchmal nicht so leicht ist.
4. Bist Du momentan im ruhigen Fahrwasser, sodass Du genug Zeit zum Schreiben hast? Denn Deine Berichte aus Deinem Autorinnen-Alltag mit Baby klingen ja sehr spannend... und auch ordentlich turbulent! 😉
Ja, mein Alltag ist ziemlich turbulent, da ich meine Kinder zuhause betreue und die Arbeit als Selfpublisherin mindestens ein 50-Stunden-Job ist. So viel Zeit habe ich aber gar nicht. Also muss ich die Arbeit in etwa der Hälfte der Stunden erledigen – und das ist stressig. Aber ich möchte mich nicht beschweren, es gibt viel härtere Jobs. Ich bin definitiv in einer privilegierten Situation und sehr dankbar dafür!
5. Mit Respekt habe ich den Ausführungen zu Deiner Mystery-Fantasy-Reihe „Farvenland“ gelauscht. Du planst das Ganze als fünfbändige Geschichte und hast jeden Band und jede Entwicklung genau durchdacht. Wie lange dauerte denn diese Planungsphase und woher kam diese originelle Ideen-Flut – etwa der „Leuchtende Bücherturm“ (der mir so gut gefällt) oder der „Ochse mit den Mini-Flügeln“?
Rückblickend betrachte ich dieses Vorhaben auch mit Respekt! Manchmal frage ich mich: Bist du eigentlich verrückt?
Mein Traum war es immer, eine Fantasygeschichte mit fünf Bänden zu schreiben. Ich werde auch ganz bestimmt die Folgebücher veröffentlichen, denn es fragen viele Leser:innen danach und ich möchte die Geschichte selbst beim Schreiben erleben. Außerdem habe ich insgesamt eineinhalb Jahre daran geplant. Genug Gründe, um mich sofort an den zweiten Band zu setzen, oder? :-) Die Ideen für diese Reihe sind mir alle beim Spazieren und in den Gesprächen mit meinem Mann gekommen. Wir haben wie zwei Kinder herumfantasiert. Das war schön, unglaublich leicht und befreiend! So konnten viele gute Ideen entstehen.
6. Und mit welchem Buch dürfen Deine Fans nun als nächstes rechnen?
Das ist eine gute Frage! Ich weiß es selbst noch nicht genau. Gerade erst habe ich ›Jack Bones – Der Pfauenastronaut‹ herausgebracht. Eine Geschichte, die mir spontan eingefallen ist. Sie erzählt von einem Jungen, der unter verschiedenen Ängsten leidet und trotzdem Astronaut wird. Eigentlich hätte der zweite Band von ›Farvenland‹ erscheinen sollen. Aber es ist nun mal anders gekommen und das war gut so! Denn die Geschichte von ›Jack Bones‹ habe ich gebraucht! Sie ist spontan auf dem Blatt Papier entstanden, ohne jegliche Planung. Ich möchte mir gerne die Freiheit bewahren, auch alles weitere auf mich zukommen zu lassen. Denn eines habe ich ganz besonders über mich gelernt: Ich bin am glücklichsten, wenn ich mich nicht eingrenze und mir viel Freiheit für meine persönliche, aber auch berufliche Entwicklung lasse.
7. Du sprichst in Deinen Videos sehr ehrlich über das große Thema „Self-Publishing“. Was es immer schon Dein Wunsch, Deine Bücher selbst zu publizieren?
Nein, ich dachte immer, dass ich für einen Verlag schreiben würde. Über das Thema Selfpublishing habe ich mir gar keine Gedanken gemacht! Wie ich schon sagte: Ich möchte möglichst frei arbeiten können und den Dingen ihren Lauf lassen. Aus diesem Grund ist der Weg des Selfpublishings momentan genau das Richtige für mich. Vielleicht ändert sich das aber auch eines Tages.
8. Welche Nachteile siehst Du im Self-Publishing? Kannst Du aus Deinen Erfahrungen heraus Tipps geben?
Als Selfpublisher:in hat man mit einer Menge von Nachteilen zu kämpfen: mangelnde Reichweite, skeptische Leser:innen sowie Buchhändler:innen, hohe Kosten für Werbung, Lektorat, Korrektorat, Buchsatz, Coverdesign, Webseitengestaltung etc. und im Falle eines Rechtsstreites (Rechteverletzung, fehlendes Impressum etc.) muss man für alles selbst haften. Das wohl größte Argument gegen das Selfpublishing ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass man wenig zum Schreiben kommt und viel Verlagsarbeit macht, die für gewöhnlich von einem Team erledigt wird. Mein Tipp: Wenn man sich auf das Selfpublishing einlässt, lernt man vieles über die Bücherwelt kennen und gewinnt Kompetenzen dazu. Man sollte immer versuchen, die Ruhe zu bewahren und sich Rückschläge nicht so sehr zu Herzen nehmen.
9. Was hast Du Dir für die Veröffentlichung Deines nächsten Buches vorgenommen? Einen Verlag suchen oder selber herausgeben?
Das nächste Buch möchte ich gerne vorerst selbst herausbringen, aber vielleicht ergibt sich zwischenzeitlich etwas und ich überlege es mir anders. Ich möchte keine Möglichkeiten vorab ausschließen und bin für vieles offen!
10. Und noch eine letzte Frage: Wo schreibst Du am liebsten, bzw. wo im Haus kannst Du am besten schreiben? 😉
Am liebsten schreibe ich ganz früh morgens oder spät abends in meinem Bett, und zwar halb liegend mit vielen Kissen um mich herum, während ich einen Tee oder einen Kaffee trinke und alle anderen schlafen.
Liebe Lea Funke, wir bedanken uns ganz herzlich für dieses Interview!
Hier ist der Link zur Rezension von "Farvenland":
Lea Funke - Farvenland - Die unvollständigen Bücher