Winter im Mumintal von Tove JanssonAllein unter Winterschläfern

Sonderbares erlebt das Muminkind, als es mitten im Winter erwacht, während der Rest der Familie schläft...

Sonderbares erlebt das Muminkind, als es mitten im Winter erwacht, während der Rest der Familie schläft...

Foto: Claudia Diana Gerlach

So etwas hat es im Hause Mumin noch nie gegeben: Mitten im schönsten Winterschlaf wacht der kleine Mumin-Troll urplötzlich auf und kann nicht mehr einschlafen! Dabei dauert die kurze Familien-Ruhepause lediglich ein halbes Jahr. Unmöglich, dieses unruhige Muminkind! Um die Abenteuer des kleinen Trolls im verschneiten Finnland geht es in dem Kinderbuch-Klassiker „Winter im Mumintal“ von Tove Jansson. ❄️

Mumin, dem Kind der Mumintrolle, ist beim Aufwachen sofort klar, dass er eigentlich gar nicht wach sein dürfte. Niemand aus seiner ehrwürdigen Troll-Familie ist um diese Jahreszeit in einem aktiven Zustand. Das Haus ist in einer dicken Schneewehe versunken und die gesamte Sippe liegt selig schlafend um den Kachelofen herum, in dem ein lang glimmendes Torffeuer für wohlige Wärme sorgt.

 

Alles voller Schnee und die Sonne ist weg!

Brav gibt sich Mumin alle Mühe dieser Welt, um wieder einzuschlafen, doch er ist einfach hellwach. So krabbelt er schließlich aus seinem Bettchen, wirft einen Blick aus dem Fenster und entdeckt erstmals in seinem Leben die Winterwelt mit ihrer Schneedecke. Entsetzt stellt das Trollkind fest, dass außerdem seine geliebte Sonne verschwunden ist. Da alle seine Versuche, die Trollmutter aus ihrem Winterschlaf zu wecken, ins Leere laufen, begibt sich Mumin schließlich mutig und hungrig auf die Suche nach Nahrung.

Doch das Haus in seinem Winterzustand ist nicht auf die Fütterung von kleinen Trollen ausgerichtet: Mumin findet nur eine leere Suppenschüssel auf dem Tisch und in der Küche ein Stückchen besonders trockenes Knäckebrot und ein wenig alten Preiselbeersaft, der sich inzwischen in Alkohol verwandelt hat… Als die Schneelast vom Dach stürzt und die Fenster mit einer weißen Schicht zuschüttet, wird es im Muminhaus auch noch richtig ungemütlich düster. Nun reicht es dem kleinen, einsamen Hauskind: Es klettert aufs Dach, springt in die Schneewehe und startet in seine große Winter-Erkundungstour.

Sonderbare Winterwesen

Zum Glück entdeckt Mumin in der veränderten Landschaft, die so gar nicht seiner vertrauten Sommerwelt mit all ihren Badevergnügen und Picknickausflügen ähnelt, bald ein richtig echtes Winterwesen. Es nennt sich Too-ticki und ist bereit, dem verwunderten Trollkind das Leben und Überleben im Schnee zu erklären. Doch Too-ticki hat seine ganz eigene Sicht der Dinge, an die sich Mumin erst einmal gewöhnen muss. 🤔

Mumin trifft bei seinen Ausflügen bald weitere Wesen, bekannte und unbekannte: Seine Freundin, die Kleine Mü, ist im Winter genau die gleiche wie im Sommer: Sie will Spaß im Leben haben und hat viele Einfälle, die ihr Leben schöner machen sollen. Um Ihre Ideen zu realisieren, nimmt sie sich, was sie braucht – ohne Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer. So organisiert sich die Kleine Mü ohne mit der Wimper zu zucken das schönste Silbertablett der Mumin-Mutter, um damit schnell wie der Blitz die Berge hinunter zu rodeln.

Mumin lernt auch ein schusselig-dusseliges Eichhörnchen kennen, das ständig auf der Suche nach seinen versteckten Vorräten ist, doch dabei vergisst, warum es eigentlich unterwegs ist...

Ein wilder Urahn sorgt für Chaos 👹

Aber die merkwürdige Winterwelt birgt auch große Gefahren sowie viele neue Herausforderungen; etwa als eine extreme Kälte plötzlich viele hungrige Wesen ins Mumintal abdrängt. Für Probleme sorgt auch Mumin selber, als er in einem Wutanfall seinen eigenen Urahn aus dem Arrest befreit. Denn dieser Urtroll ist kein zivilisierter Mumintroll, sondern so ein richtig wildes Wesen. Den Familien-Stammvater treibt es sofort in das gemütlich warme Muminhaus, wo er umgehend sein Unwesen zu treiben beginnt, indem er alles komplett umräumt – ganz zu seinen persönlichen Zwecken.

Fragt sich nur, ob das winter-unerfahrene Muminkind diese sonderbare Jahreszeit mit all ihren Widrigkeiten gut überstehen wird? Und was die Mumin-Mutter und der Rest der Familie zu all den Dingen sagen werden, die in diesem Winter in ihrem Haushalt passiert sind, wenn sie schließlich doch allesamt aus ihrem schönen Winterschlaf erwachen… 😉🤔😱

Knuffige Mumin-Wesen

Der finnischen Autorin ist mit ihrer Mumin-Reihe ein Dauerbrenner gelungen, denn sie hat mit ihren knuffigen Trollen Wesen erschaffen, die jedes Kind sofort ins Herz schließen kann. Dieser sechste Band der Reihe mit seinen Winterabenteuern ist eine Geschichte, die viele ulkige Ideen, urige Abenteuer und lustige Gespräche zu einem vergnüglichen Lese-Erlebnis für jedes einzelne Familien-Mitglied bündelt, da die Autorin geschickt verschiedene Verständnis-Ebenen nutzt.

Für den besonderen Charme dieser Reihe sorgen neben den prägnanten Zeichnungen die Schilderungen der verschiedenen Charaktere und deren Interaktionen. Denn die diversen finnischen Fabelwesen unterhalten sich zwar miteinander, ohne sich allerdings (meistens!) durch Taten oder Worte der anderen sonderlich in der eigenen Ruhe und Planung stören zu lassen. Doch es gibt auch nicht so friedliche Ausnahmen unter den lichtscheuen Wintergestalten. Spannung ist also vorprogrammiert.

Fazit: Unbedingte Lese- oder Wieder-Lese-Empfehlung!

Die Autorin

Tove Jansson wurde am 9. August 1914 in Helsinki geboren, wo sie am 27 Juni 2001 verstarb. Sie war Schriftstellerin, Zeichnerin, Comicautorin, Grafikerin, Ilusstratorin und Malerin in einer Person. Ihre Liebe zur Kunst bekam sie gleich im Elternhaus in Hülle und Fülle verabreicht, denn ihr Vater Viktor Jansson war Bildhauer und ihre Mutter Signe Hammarsten-Jansson eine renommierte Grafikerin, die ihrer Tochter Tove das Zeichnen persönlich beibrachte. Ein besonderes Highlight des Schaffens von Tove Jansson sind ihre Bücher über die Mumins. Eine erste Mumingeschichte, die die Autorin während des 2. Weltkrieges geschrieben hatte, veröffentlichte sie 1945. Doch erst der dritte Band der Mumin-Reihe brachte der Allround-Künstlerin den internationalen Erfolg als Kinderbuchautorin.

Inzwischen kann man die Mumin-Trolle nicht nur in den Büchern und auf zahlreichen Gemälden bewundern, sondern die Welt dieser wundersamen Wesen auch im Muminmuseo in Tampere ganz genau betrachten.

Tove Jansson: Winter im Mumintal, erschienen 2017 im Arena Verlag, empfohlen für Kinder von 8 bis 10 Jahren, 142 Seiten, 10,00 Euro (gebundenes Buch)

 

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