Sie ist die personifizierte literarische Schaffenskraft: Die Schriftstellerin Heidi Troi aus Südtirol hat seit 2018 bereits fünf Bücher veröffentlicht, weitere Werke sollen in Kürze erscheinen. Heidi Troi schreibt sowohl Kinderbücher als auch Sachbücher und hat eine Alpen-Krimi-Reihe um den Privatermittler Lorenz Lovis begonnen. In ihre Werke fließt die Geschichte ihrer Heimatstadt Brixen ein, in der zwei Flüsse aufeinandertreffen, die diesen Platz schon für Römer, Räter und Kelten attraktiv machten. Claudia Diana Gerlach führte ein Interview mit der Autorin, das wir in unserer Sommer-Reihe "Kinderbücher aus Österreich und Südtirol" vorstellen. Im Anschluss zu diesem Artikel gibt es einen Link zur Rezension eines frisch veröffentlichten Kinderbuchs von Heidi Troi.
1. Liebe Heidi Troi, Gerade war die Rezension Deines Kinderbuches „Zeitreise mit den Nepomuks: Bei den Rätern“ bei uns erschienen, da wurde die von Dir beschriebene Zeit in Deiner Nachbarschaft quasi lebendig: Dort wurden die Fundamente eines großen Gebäudes aus der Räterzeit und ein Baby-Skelett bei Grabungen entdeckt. Wie hast Du als Zeitreise-Expertin auf dieses spannende Ereignis reagiert? 😊
Das war natürlich megaspannend. Ich wohne am Rande einer ehemals rätisch-römischen Siedlung. Wenn hier gebaut wird, sind immer die Archäologen mit dabei und sie werden jedes Mal fündig. Ich selbst fiebere dann natürlich mit. Wird etwas gefunden, was die Geschichtsschreibung total über den Haufen wirft? Gibt es neue Rätsel, die mich als Geschichtenerzählerin inspirieren? Ich bin total fasziniert von diesen Ausgrabungen - als Jugendliche wollte ich sogar mal Archäologin werden. Hätte ich nur nicht auf die wohlwollenden Stimmen gehört, die mir damals einreden wollten, dass eh schon alles gefunden worden ist, was zu finden wäre ...
2. In Deiner Vita lesen wir, dass Du von Kindheit an gute Geschichten liebst. Hattest Du als Kind ein absolutes Lieblingsbuch?
Ich hatte viele Lieblingsbücher und bin meinen Eltern so dankbar, dass sie mir in einer Zeit, als das noch gar nicht selbstverständlich war, den Zugang zu Büchern ermöglicht haben. Meine Lieblingsbücher waren natürlich altersabhängig. Als Vorschulkind habe ich die Geschichte vom "Rösslein Hüh" geliebt. Ich habe beim allabendlichen Vorlesen Rotz und Wasser geheult. Als ich dann selbst lesen konnte, waren es die Geschichten von Michael Ende und Otfried Preußler, die ich verschlungen habe. "Hotzenplotz", "Das kleine Gespenst", "Die kleine Hexe" ... Ich habe sie als Buch und als Hörspiel verschlungen und kann mich auch heute noch für "Die Abenteuer des starken Wanja" oder "Krabat" begeistern.
"Jim Knopf" habe ich geliebt und ich bin unter anderem durch diese fantastische Geschichte von Michael Ende zu einem toleranten offenen Menschen geworden, der weiß, dass Menschen über kulturelle Unterschiede hinweg zu Freunden werden können und miteinander stark sind. Das wäre jetzt mein Beitrag zur Diskussion über die Rassismusvorwürfe in seinen Büchern. Natürlich habe ich auch Astrid Lindgren geliebt - weniger Pippi Langstrumpf (die war mir immer zu laut und zu oben-drüber 😉) als "Madita", "Mio, mein Mio" oder "Die Brüder Löwenherz".
3. Du schreibst Alpen-Krimis für Erwachsene und Bücher für Kinder. Wie hat Dein Leben als Autorin begonnen und wie kam es zu dieser Genre-Vielfalt?
Ich habe immer schon gern geschrieben, vor allem hochliterarische Kurzgeschichten - zumindest in meinen Augen waren sie hochliterarisch 😉. Die Veröffentlichung meiner Geschichten hat mir aber Angst gemacht. Mich der Öffentlichkeit zu stellen, bedeutet auch, mich angreifbar zu machen.
Meine Geschichten entspringen meiner Gefühlswelt, Kritik konnte ich daher schwer von mir als Person trennen. Ich brauchte einen Tritt in den Hintern, um mich dem zu stellen, und den habe ich von Lea Korte bekommen. Sie ist Autorin und bietet Online Autorenkurse an, bei denen man auch einen Text entwickelt. Bei mir war das zufällig ein Krimi - etwas, was ich vorher nie für möglich gehalten hätte, weil ich selbst nicht unbedingt die erklärte Krimileserin bin. Ich habe meine Erwartungen an mich selbst ein bisschen heruntergeschraubt und plötzlich war die Geschichte da. Und es war eben ein Cosy Crime. Unterhaltungsliteratur 😉
Anfangs hatte ich sogar ein bisschen Bedenken, das fertige Produkt mit meinen Eltern zu teilen - beide Akademiker. Auch sie erwarteten sich wohl viel Größeres von mir. Mittlerweile denke ich mir, dass es schön ist, wenn ich Menschen mit meinen Geschichten unterhalten kann, sie vom grauen Alltag wegholen kann und ich hadere nicht mehr damit, dass meine Bücher wohl nie den Literaturnobelpreis einheimsen werden 😉 Grundsätzlich möchte ich mich beim Schreiben nicht auf ein Genre festlegen. Ich lese mich durch beinahe alle Genres (nur mit Horror kann ich nichts anfangen) und ich möchte auch so schreiben. Einfach, weil die Welt bunt ist und die Welt der Bücher noch bunter. Da kann ich mich doch nicht nur auf ein Genre beschränken. Und so gibt es von mir Kurzgeschichten, Krimis, Kinderbücher und Sachbücher (über Theaterpädagogik) und vielleicht bald eine Liebesgeschichte.
4. Was möchtest Du Deinen alten und neuen Fans gerne aus Deinem Leben erzählen?
Sollte irgendwann einmal jemand eine Biografie über mich schreiben müssen, wünsche ich ihm viel Spaß dabei, all die Fäden zu entwirren, die sich da zu einem Knäuel verwirrt haben. Ich bin ursprünglich Grundschullehrerin und habe auch etwa 25 Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet. Gleichzeitig war ich aber auch immer Theaterpädagogin und habe zusammen mit meinem Mann einen Verein für Kinder- und Jugendtheater, das Theater im Regenbogen, zu einem Theaterpädagogischen Zentrum ausgebaut, das international tätig ist.
Dieses Theaterpädagogische Zentrum, meine Geburtsstadt Brixen und meine Familie sind die einzigen Konstanten in meinem Leben. Grad vor ein paar Wochen habe ich in der Schule zum zweiten Mal meine Kündigung eingereicht (das erste Mal habe ich das 1999 getan) und werde mich ab jetzt nur noch dem Theater widmen. Na ja, und dem Schreiben 😉 Was mich an allen meinen Tätigkeitsfeldern interessiert, ist, Menschen zu stärken, ihre Gefühle ernst zu nehmen und ihnen eine Möglichkeit zu geben, wie sie diesen Gefühlen Ausdruck verschaffen können.
5. Was sind für Dich die schönsten Seiten Deines Autorinnenlebens – abgesehen natürlich von den bereits geschriebenen Seiten? 😉
Ich habe so viele wunderbare Menschen kennengelernt. Aus Kommentaren in den Sozialen Medien sind Freundschaften entstanden mit Menschen, denen ich sonst sicher nie über den Weg gelaufen wäre, und dafür bin ich total dankbar. Tja, und ich habe auch mich selbst ganz anders kennengelernt. Eigentlich bin ich nicht der Mensch, der im Rampenlicht vorne stehen muss. Eher ziehe ich im Hintergrund die Fäden. Jetzt war ich gezwungen, auch mal vorne zu stehen, zu dem zu stehen, was ich fabriziert habe und ich habe überrascht festgestellt, dass auch das Spaß machen kann und dass mich niemand beißt (das kommt vielleicht noch).
6. Bei Deinem Zeitreise-Kinderbuch hat man das Gefühl, bei einer Räter-Expertin gelandet zu sein: so detailliert wird der damalige Alltag von Dir geschildert! Wie und wo recherchierst Du für Deine Bücher? Oder gibt es vielleicht Zeitreise-Gerätschaften in Deiner Familie?😎
Na klar, ich kann doch nicht über etwas schreiben, was ich nicht mit eigenen Augen gesehen habe 😉
Ich bin immer schon geschichtsinteressiert gewesen. Noch mehr, seit ich als Lehrerin versucht habe, Geschichte auch für meine Schüler so interessant zu machen, wie sie für mich immer war. Dazu habe ich mir wirklich jedes Museum angeschaut, an dem mich mein Weg vorbeigeführt hat, ich lese sehr aufmerksam, wenn in Zeitungen oder im Internet über Funde aus vergangenen Zeiten berichtet wird, liebe Sagen, ... Ich könnte wahrscheinlich noch lange aufzählen, wo ich schon recherchiert habe, bevor ich überhaupt daran dachte, diese Geschichte zu schreiben. Natürlich habe ich, als es dann mit der Zeitreisegeschichte konkret wurde, auch "richtig" recherchiert. In Büchern, im Internet, auf den Schautafeln, die in Brixen am Archäologischen Wanderweg angebracht sind.
Als passionierte Ahnenforscherin habe ich Erfahrung mit Archiven und habe diese auch für die Recherche zu den Nepomuks genutzt. Trotzdem wird nicht alles stimmen - einfach deshalb, weil es, grad was die Räter angeht, ganz viele teilweise sehr unterschiedliche Theorien gibt. Schon allein der Name - Räter - kommt vielleicht von der Göttin Raetia. Vielleicht auch von einem Feldherrn Raeticus, der dieses Gebiet erobert hat, vielleicht von einer Flurbezeichnung, ... Das Volk stammt vielleicht aus der Gegend um Venedig, vielleicht aber auch aus der Toskana und vielleicht waren sie einfach schon immer da und nicht einmal ein wirkliches Volk, sondern einfach alle Völker, die an die Göttin Rätia glaubten. Also gibt es schon auch viel Raum für Fantasie. Beim zweiten Band, wo es um die Römer geht, schaut es schon anders aus.
7. Was genau an Deiner historischen Heimatstadt Brixen hat Dich so inspiriert, dass Du auf die Idee kamst, per Buch in die Geschichte zu reisen?
Wenn man durch Brixen wandert, springt dir die Geschichte auf Schritt und Tritt entgegen. Allein der historische Stadtkern ist der Wahnsinn. Meine tägliche Hunderunde führt nach Elvas, das ist ein Dörfchen etwas oberhalb von Brixen, und wenn ich da über den Wanderweg spaziere, auf dem mehrere tausende Jahre alte Fahrtrillen in den Stein gegraben sind, und die geheimnisvollen Schalensteine direkt am Wegrand liegen, habe ich immer das Gefühl, dass all die Geschichten, die sich hier abgespielt haben, irgendwo in der Luft mitschwingen.
8. Die Literatur liegt Dir so sehr am Herzen, dass Du – laut Deiner Autorenseite – sogar ein eigenes Theater, das „Theaterpädagogische Zentrum“, in Brixen gegründet hast, in dem Du arbeitest. Spannend! Was kannst Du uns darüber erzählen? Und welche Stücke werden als nächstes aufgeführt?
Das Theaterpädagogische Zentrum haben wir von einer Gruppe Menschen übernommen, die aufgrund der mangelhaften Förderung von öffentlicher Hand, alles hingeschmissen haben - uns vor die Füße. Wir waren damals selbst noch Kinder - ich war zwanzig, mein Mann dreiundzwanzig. Und wir waren bis dahin nicht einmal auf der Bühne mit dabei, sondern immer hinter dem Vorhang.
Ich habe Licht und Ton geschoben, das Bühnenbild gebastelt, Kostüme genäht, geschminkt, die Plakate gestaltet ... Dann waren wir plötzlich die Leiter und ich bin nachträglich den Eltern dankbar, die uns ihre Kinder trotz mangelnder Erfahrung anvertraut haben. Zum Glück gab es genau da eine nebenberufliche Ausbildung zum Theaterpädagogen mit Referenten der Schauspielakademie Zürich. Felix Rellstab, der Leiter dieser Ausbildung, hat uns darin bestärkt, das Theaterpädagogische Zentrum zu gründen.
Abgesehen von den vielen positiven Nebeneffekten, die das Theaterspielen für die Persönlichkeitsentwicklung der Menschen hat, waren es unter anderem die Geschichten, die mich in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen fasziniert haben. Die geben wir ihnen nicht von oben herab vor, sondern wir entwickeln sie mit ihnen zusammen. Auch wenn wir ein Stück von Shakespeare spielen, machen unsere Spieler*innen immer ihre eigene Geschichte draus, setzen andere Schwerpunkte. Vielleicht habe ich hier gelernt, ein und dieselbe Sache von verschiedenen Gesichtspunkten aus zu betrachten, was ja eine Voraussetzung fürs Schreiben ist. Ganz sicher ist es auch das Schreiben von Dialogen, das ich hier gelernt habe.
Welche Stücke als nächstes gespielt werden, kann ich daher noch nicht sagen. Nur eines: Wir hatten gerade eine intensive Woche mit unseren älteren Theaterkids (also ab 10 Jahren) und da habe ich erstmals versucht, mit ihnen ins Schreiben zu gehen. Was da für tolle Texte entstanden sind, hat nicht nur mich überrascht, sondern wohl vor allem die Jugendlichen selbst. Und ich denke, dass das Schreiben nun auch in der Theaterarbeit eine größere Rolle spielen wird.
9. Die Räterzeit Brixens gibt es nun im Kinderbuch, der Trip der Nepomuk-Kinder zu den Römern erscheint demnächst – aus welcher Geschichts-Epoche hat der „liebe“ Nepomuk-Großvater denn noch etwas mitgehen lassen? 🤔
Der Lausbub, der dieser Opa einmal war, war in den verschiedensten Epochen unterwegs. Nach der Römerzeit soll es in die Zeit gehen, in der unsere Sagen entstanden sind und das ist die Zeit der Völkerwanderung oder in die "Dark Ages". Die Geschichtsschreibung setzt hier beinahe völlig aus, alles was von den Römern erarbeitet wurde, verfällt schön langsam und unser Land wird von gleich drei Volksstämmen heimgesucht. Von Norden kommen die Bajuwaren, von Süden die Langobarden und die Ostgoten. Und der Ostgotenkönig Theoderich der Große von Verona (besser bekannt als Dietrich von Bern) liefert sich eine Schlacht mit dem Zwergenkönig Laurin. Brixen selbst wurde zu dieser Zeit völlig zerstört. Die rätische und römische Siedlung ging in Flammen auf und die Urbevölkerung zog sich in die Berge zurück. Mehr verrate ich mal noch nicht, aber ich bin schon am Tüfteln, wie ich die Epoche, die eigentlich voller Gewalt und Krieg ist, für Kinder begreifbar machen kann. Mal sehen, ob mir das gelingt.
Darüber hinaus, wird die Reise sicher in die Zeit der Stadtgründung im beginnenden Mittelalter gehen, ich möchte auch in die Zeit von Nikolaus Cusanus zurück, den ihr wahrscheinlich als Nikolaus von Kles kennt, denn da lebte in Brixen ein Tüftler, der sich sogar an Automaten versucht hat. Sein Traum waren Maschinen, die sich wie Menschen bewegen konnten. Irgendwann werden wir wohl auch in die Zeit unseres berühmtesten Südtirolers reisen. Nein, nicht Reinhold Messner, sondern Ötzi. Das sollte nur nicht unsre erste Reise sein, weil es zu Ötzi schon viel Literatur gibt und eben auch einige Zeitreisebücher und zu den Rätern gibt es eben gar nichts. Auf alle Fälle gibt es so viele spannende Menschen und Epochen, dass mir sicher so schnell der Stoff nicht ausgeht 😉
10. Welche weiteren literarischen Pläne hast Du, z.B. im Krimibereich?
Die Brixenkrimireihe geht auf jeden Fall weiter. Vor kurzem habe ich den Vertrag für den vierten Band unterschrieben. Bei meiner Agentin liegt außerdem ein Gardaseekrimi, der auch das Zeug für eine Reihe hätte und außerdem versucht sie grad eine Liebesgeschichte (sie sagt Feel-Good-Story dazu) unterzubringen, die ich schon länger mit mir rumtrage und die in diesem März endlich fertig geworden ist.
Was die Kinderbücher angeht, liegen zwei fertige Bände einer Kinderkrimireihe beim Obelisk Verlag. Die Veröffentlichung wäre eigentlich für Herbst 2021 geplant gewesen, aber die kleinen Verlage haben es grad schwer und darum wurde die Veröffentlichung auf Frühjahr 2022 verschoben. Außerdem arbeite ich grad an einer neuen Geschichte, in der es um die Normalität des Andersseins geht. Klingt, als wären das zwei ganz verschiedene Paar Schuhe, oder?
11. Wo entstehen Deine Geschichten? In der Küchenecke, am ordentlichen Schreibtisch oder auf dem Balkon? Wo kannst Du am besten schreiben?
Also ordentlich und ich, das sind zwei Dinge, die nicht zusammenkommen. Ich schreibe tatsächlich am Schreibtisch, aber der ist - obwohl gute zwei Meter lang - total überfüllt mit allem möglichen Krimskrams. Wenn ich den Blick hebe, habe ich eine Pinnwand vor mir, auf der der Stundenplan des Theaterpädagogischen Zentrums hängt, daneben der aktuelle Schulkalender, die Bilder der Nepomuks oder der Protagonisten meines aktuellen Schreibprojekts, manchmal auch Pläne, wie es da aussieht ... Die Tür ist offen, im Hintergrund läuft meist K-Pop aus dem Zimmer meiner Tochter und auf dem Boden liegen meine zwei Hunde (eine Promenadenmischung vom Feinsten - Spitz und Pudel sind drin, der Windhund fehlt noch). Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich auf hohe Bäume aus dem Nachbargarten - uralte Kiefern, die sich bei jedem Sturm bedenklich biegen - und die Türme von Pfarrkirche und Dom der Brixner Altstadt. Dahinter ragt der Radlseeberg auf. Hier - inmitten von alldem Chaos - kann ich am besten schreiben.
12. Du schreibst seit 2018 und hast bereits fünf Bücher veröffentlicht, die Kurzgeschichten nicht mitgezählt. Wie ist so viel Schreibkraft möglich?
Das klingt schon ein bisschen verrückt, oder? Ich zumindest habe oft diesen Gedanken. Aber eigentlich ist es nur das Ergebnis von Regelmäßigkeit. Schuld ist wieder einmal Lea Korte, die uns das Konzept der täglichen Seite ans Herz gelegt hat, also dass man jeden Tag mindestens eine Seite schreibt. Das klingt nicht viel, aber selbst wenn man wirklich nicht mehr schreibt als diese eine Seite, hat man in einem Jahr doch 365 Seiten geschrieben und das ist ein vollwertiges Buch. Aber schreibt mal nur eine Seite, wenn es läuft ... Wenn ich im Flow bin, ist das wie ein Sog und ich komme einfach nicht weg von der Geschichte. Das ist wie beim Lesen. Kennt ihr das? "Nur noch ein Kapitel?" Das sagte ich immer, wenn meine Mutter von mir verlangte, dass ich das Licht abschalte und schlafe. Jetzt sagt das niemand mehr 😉 Der Lockdown hat auch dazu beigetragen, dass ich viel Zeit zum Schreiben hatte und was auch ganz sicher hilft: Ich sehe nicht fern. Wir haben zwar einen Fernseher, aber keinen Anschluss und so sehe ich ganz gezielt fern und sitze nicht einfach so vor der Flimmerkiste. Abgesehen davon kenne ich viele Autorinnen, die drei, vier Bücher im Jahr herausbringen. Da hinke ich sogar noch hinterher 😉 Trotzdem wundere ich mich selbst manchmal darüber, wie viel in der kurzen Zeit entstanden ist und freue mich darüber.
Liebe Heidi Troi, wir bedanken uns ganz herzlich für dieses Interview!
Ich bedanke mich auch ganz herzlich. Es war wirklich sehr spannend, über diese Fragen nachzudenken und ganz sicher kein Interview aus der Dose. Danke auch dafür!
Link zur Rezension des Kinderbuchs: "Zeitreise mit den Nepomuks - Bei den Rätern"