Aus mysteriösen Quallen, dem ersten Kuss und einem in einem Schuhkarton versteckten Familiengeheimnis besteht die Magie, die die Leser*innen beim Aufschlagen des Tagebuches der vierzehnjährigen Kanadierin Fanny erleben können. In Stéphanie Lapointes am 22.Juli erscheinenden Jugendroman „Fanny Cloutier - Das Jahr, in dem mein Leben einen Kopfstand machte“ wird genau dieses Tagebuch zum besten Freund der jungen Heldin, deren Leben urplötzlich aus den Fugen gerät.
Die vierzehnjährige Fanny Cloutier traut ihren Ohren nicht, als ihr Vater ihr aus heiterem Himmel eröffnet, dass er aufgrund seiner Quallen-Forschung nach Japan reisen will. Der Zeitpunkt seiner Rückkehr ist ungewiss. Bisher hatten Vater und Tochter ihr Leben als geruhsame Zweier-WG mitten in Montreal verbracht. Der Vater reparierte Industrie-Nähmaschinen und war stets ein Mensch mit festen Gewohnheiten, während Fanny einen ganz gewöhnlichen Schulalltag erlebte. Nun steht Fannys Leben plötzlich Kopf. Sie soll ganz allein in einen unbekannten Ort namens Sainte-Lorette reisen, der meilenweit von ihrer Heimatstadt entfernt liegt. Wohnen soll sie bei ihrer Tante Lorette (ja, sie heißt genau wie der Ort!), einer Schwester ihrer früh verstorbenen Mutter. Fanny versteht die Welt nicht mehr, denn von dieser Verwandtschaft hat sie noch nie etwas gehört.
Reise mit zwei Müllsäcken!
In einem Trotzanfall gegen die allmächtigen Pläne ihres Vaters lässt Fanny ihren hübschen, neuen Reisekoffer von der Müllabfuhr mitnehmen. Doch die Aktion bringt nicht den gewünschten Effekt: Fanny muss ihre Reise ins Unbekannte nun mit zwei Müllsäcken voller Klamotten antreten, während ihr Vater im Flieger nach Japan entschwindet!
Fanny lernt – wenig begeistert - ihre neue Ersatzfamilie kennen und mit ihren Stiefcousin Henri landet sie sogar in der gleichen Klasse. Schlimmer geht`s nimmer! Wie erwartet, gefällt dem verunsicherten Mädchen das neue Leben überhaupt nicht: Fanny hat Heimweh, sie vermisst ihre beste Freundin, bockt mit ihrem Vater und mag niemanden in dem komischen neuen Wohnort. In der Schule eckt sie durch ihr widerspenstiges Benehmen sofort an: Von den Lehrern hagelt es Strafarbeiten. Anstatt Kontakt zu den neuen Mitschülern zu suchen, versteckt sich Fanny in den Pausen in den Toilettenräumen.
Ein Album mit alten Fotos
Dort lernt sie eine andere Außenseiterin kennen, mit der sie sich zaghaft anfreundet. Als ihre neue Freundin Leonie sie zu sich nach Hause einlädt, fühlt Fanny sich erstmals seit Wochen wieder richtig wohl. Doch Leonies Mutter mustert Fanny die ganze Zeit über merkwürdig und benimmt sich eigenartig! Schließlich verschwindet sie in den Tiefen ihres Hauses und holt ein altes Fotoalbum, voller Bilder von Fannys verstorbener Mutter. Für Fanny, die noch nie ein Bild ihrer Mutter gesehen hat, steht die Welt daraufhin wieder Kopf! Als wäre das Album nicht schon aufregend genug, taucht mitten in der Nacht Leonie im strömenden Regen vor Fannys Haus auf, um ihr ein geheimnisvolles Kästchen zu überreichen. Fanny muss erkennen, dass ihr Vater ihr nicht die Wahrheit über den Tod ihrer Mutter und ihre Familiengeschichte erzählt hat.
Nachdem sie ihren Ärger und Schock überwunden hat, beginnt sie mit Hilfe von Leonie und ihrem Stiefcousin Henri über das Geheimnis zu recherchieren. Sie entdeckt, dass ihre Mutter bei einem Segelunfall starb, doch die Zeitungsartikel zu dem Unglück sind aus dem Stadtarchiv verschwunden. Die drei Teenager wollen dem Geheimnis nun auf den Grund gehen und geraten in eine sehr mysteriöse Geschichte...
Ein bezauberndes Tagebuch
Stéphanie Lapointe ist eine bezaubernde, witzige und spannende Geschichte über eine sehr eigenwillige junge Heldin gelungen. Die Schwierigkeiten des Teenie-Alters werden verstrickt mit einem alten Familiengeheimnis, alles farbenfroh präsentiert im gerade sehr beliebten Tagebuch-Stil, der durch die vielen vor Phantasie nur so sprühenden Zeichnungen und die witzigen Ideen der Illustratorin Marianne Ferrer die ideale Unterstützung findet. Eine wirklich gelungene Komposition.
Eine Geschichte über ein junges Mädchen, das sich durch stürmische Zeiten kämpfen muss und dabei zu einer ganz eigenen Lebensphilosophie gelangt.
Fazit: Ein neuer Roman mit einem ganz eigenen Charme. Ein Roman, der den Sommerurlaub aufhellen wird, auch wenn das Wetter schlecht ist (wobei schlecht natürlich relativ ist!). Tipp: Wenn Sie ihren Kindern das Buch schenken, legen Sie gleich ein kleines Tagebuch und ein paar Buntstifte mit dazu! Die Geschichte und die bezaubernde Darstellung faszinieren und inspirieren junge Leser*innen zum Selberschreiben.
Die Autorin und die Illustratorin
Die 1984 im kanadischen Brossard geborene Stéphanie Lapointe ist eins dieser seltenen Allround-Talente: Sie ist als Sängerin, Songschreiberin, Schauspielerin und Schriftstellerin aktiv und erfolgreich. Ihr nun auch ins Deutsche übersetzter Jugendroman um die eigenwillige Fanny Cloutier bildet den Auftakt zu einer neuen Tagebuchreihe.
Illustratorin ist die in Venezuela geborene Marianne Ferrer, die in Kanada aufgewachsen ist, und schon als Kind mit dem Malen begonnen hat. Vielleicht auch beim Tagebuchschreiben!
Stéphanie Lapointe, Fanny Cloutier – Das Jahr, in dem mein Leben einen Kopfstand machte, erscheint am 22.07.2020 im Loewe Verlag, 384 Seiten, empfohlen für Jugendlche ab 11 Jahren, 384 Seiten, 16,95 Euro